Epilog
An den Säulen des »Arc de Triomphe de l’Étoile« in Paris finden wir die Namen zwei der berühmtesten französischen Offiziere der napoléonischen Grande Armée. Verewigt sind dort Brigadier Général Baron Marc-Jean-Françoia-Jérôme Wolffe (*1776; †1848) und Général Henri Rottembourg (*1769; †1857).
(Vergl. »Eisernes Kreuz und Davidstern Die Geschichte jüdischer Soldaten in Deutschen Armeen«, Hg. M. Berger, trafo, 2006, S. 236 bis 237)
Beide Generale wurden in jüdischen Familien geboren und waren somit die am höchsten dekorierten jüdischen Soldaten Frankreichs in dieser Epoche. Betrachten wir nun den General Wolff etwas näher. Zwischen ihm und unserem Carl von Clausewitz gibt es eine erstaunliche »Verbindung«.
In der Doppelschlacht von Jena & Auerstedt 1806 standen sich beide Offiziere möglicherweise gegenüber. Auf dem Rückzug über Magdeburg folgte Wolff den Preußen. In der Kampagne von 1812 – Wolff war schon Brigadegeneral – standen sich beide Männer möglicherweise im September/Oktober bei Borodino wiederum gegenüber. In der Schlacht bei Lützen/Großgörschen hatten beide Offiziere 1813 ein »Rendezvous«, ebenso im Jahr 1814 in Belgien und Frankreich. Letztmalig kreuzten sich ihre Wege – an verschiedenen Orten zwar – in den Tagen von Waterloo 1815.
Wolff, geboren in Straßburg in der Familie des jüdischen Geschäftsmannes Cerf Beer, konvertierte später zum Christentum, wurde unter Louis XVIII zum Baron ernannt.
(Vergl. der hist. Fakten, https://aigles-et-lys.fandom.com/fr/wi/Marc_François_Jérôme_Wolff)
Worin sehen wir nun eine Besonderheit dieser historischen Fakten? Kurzum, es gibt auf deutschem Boden – meines Wissens – keinen Ort, der dem Andenken preußisch-deutscher und jüdischer Generale gewidmet ist!
Deutlicher können wir wahrscheinlich die Symbolik der misslungenen Emanzipation der preußischen Juden im frühen 19. Jhd. allgemein und im preußische Heer nicht zeichnen. Das ewige »Gerangel« der Reformer mit König und »Hofpartei« und der Kernopposition des preußischen Adels führte dazu, dass selbst in größter militärischer Anspannung der Kriege von 1813 bis 1815, bis auf wenige Ausnahmen, keine jüdischen Soldaten zu Offizieren, geschweige denn zum General avancieren konnten.
Unmittelbar nach 1815 im Jahr 1817 wurde die mühsam etablierte Wehrpflicht wieder kassiert und nur auf »Staatsbürger« beschränkt. Die heterogene Rechtslage in den nach 1815 zu Preußen gelangten neuen Provinzen verkomplizierte das Ganze zusätzlich. Nahm man in der politischen und militärischen Führungsebene des preußischen Heeres den Soldaten als Wehrpflichtigen noch hin, so lehnte man den jüdischen Vorgesetzten teilweise stringent ab.
»(…) Der jüdische Vorgesetzte war im christlichen Staat nach wie vor unerwünscht. So äußerte der Chef des Militärkabinetts, dass Juden zukünftig nur als einfache Soldaten eintreten dürften, »auf Beförderung in höhere Militärchargen aber keinen Anspruch machen« könnten. Eine Order des Militärkabinetts aus dem Jahr 1822 untersagte jegliche Beförderung jüdischer Soldaten. (…)«
(Vergl. »Reform Reorganisation Transformation Zum Wandel …«, Hg. Lutz, Rink, v. Salisch, Verlag Oldenbourg, 2010, hier M. Berger, S. 496)
Eine im Jahr 1827 durchgeführte »erste Judenzählung« im Heer brachte eine Unterrepräsentation der jüdischen Soldaten entsprechend möglicher Prozentzahlen zutage. Eine Verfügung verlangte die Gleichbehandlung jüdischer und nichtjüdischer Rekruten. In den folgenden Jahren besserte sich die Lage formal. Jüdische Soldaten wurden zu Unteroffizieren befördert, und zwei jüdischen Freiwilligen gelang es sogar, »Landwehr-Offizier« zu werden.
(Vergl. »Judentum, Staat und Heer in Preußen im frühen 19. Jahrhundert«, Hg. H. Fischer, J. C. B. Mohr Tübingen, 1968, S. 122 – 126, 130 – 133)
Über den Ausnahme-Offizier Meno Burg berichteten wir ausführlich. Nach 1848 galt die Wehrpflicht auch in den neu hinzugewonnenen Provinzen. Einberufung und Beförderung der jüdischen Soldaten normalisierte sich, und nicht wenigen gelang es nach ihrer Entlassung, in den untergeordneten Staatsdienst zu treten.
»(…) So hatten nicht zuletzt die hervorragenden dienstlichen Leistungen den drohenden Ausgrenzungsprozeß aufgehalten. (…)«
(Vergl. »Reform Reorganisation Transformation Zum Wandel …«, Hg. Lutz, Rink, v. Salisch, Verlag Oldenbourg, 2010, hier M. Berger, S. 497)
Im Verlaufe der folgenden Jahre bis hin zur Reichsgründung 1871 schleppten sich Anerkennung und Ablehnung von Juden im Heer ohne nennenswerte Ergebnisse dahin.
Bis hinein in den Ersten Weltkrieg waren Anerkennung und Ablehnung der Juden als Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere temporär zwischen Frieden und Krieg wechselhaft determiniert.
In dem ostpreußischen Blatt »Hamagid« vom 16. November 1870 ist zu lesen:
»(…) Weshalb solltet ihr den Krieg überhaupt führen […] Eigentlich solltet ihr von diesem Krieg ablassen, denn wie auch die Geschichte früherer Generationen gezeigt hat, wird – egal was ihr tut – alles vergessen sein. (…)«
(Vergl. »Sind wir denn nicht Brüder?« Deutsche Juden im nationalen Krieg 1870/71, Hg. G. Krüger, Schöningh, 2006, S.135)
Als sich der erneute Einsatz jüdischer Soldaten ab 1914 abzeichnete und Kaiser Wilhelm II. mit seiner »Balkonrede« vom 1. August 1914 beschwor,
»(…) er kenne „keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr“, stattdessen seien „wir […] heute alle deutsche Brüder und nur noch deutsche Brüder“. (…)«,
regte sich wiederum vergebliche Kritik. In der Monatsschrift »Jeschurun« war 1914 zu lesen:
»(…) Man hört die Meinung, daß sich mit diesem Krieg alles, alles wenden wird. Wir teilen sie nicht. […] Diese Annahme findet ihre Bestätigung in der Geschichte. Der Anteil, den die Juden an den Befreiungskriegen und dem Krieg 1870/71 nahmen, hat es nicht vermocht, die Vorurteile, die man gegen sie hegte, auf die Dauer zu unterdrücken. (…)«
(Vergl. Jüdische Soldaten – Jüdischer Widerstand in Deutschland und Frankreich, Hg. Berger, Römer-Hillebrecht, Schöningh, 2012, S. 60)
Das Meinungsbild innerhalb der jüdischen Gemeinschaft war damals widersprüchlich und sehr heterogen. So formulierte das Blatt »Im Deutschen Reich«, eine vom »Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens« herausgegebene Zeitschrift, Folgendes:
»(…) Möge der Burgfriede, der jetzt alle Deutsche, ungeachtet ihres Standes und ihrer Religion, umschließt, auch die Juden unter sich umschlingen, gleichgültig, ob sie liberal oder orthodox, Centralvereinler oder Zionisten sind. (…)
(Vergl. »Kriegsbeginn in Norddeutschland« Zur Herausbildung einer »Kriegskultur« 1914/15 in transnationaler Perspektive, Hg. Rau, Reitmeier, Schuhmann, Wallstein, 2016, S. 137)
Am Ersten Weltkrieg waren nach einer Untersuchung von Dr. Jakob Segall aus dem Jahr 1921, veröffentlicht in »Die deutschen Juden als Soldaten im Krieg 1914 – 1918«, ca. 96.00 bis 100.000 jüdische Kriegsteilnehmer beteiligt. Das war ein Anteil von ca. 17,30 % der reichsdeutschen Juden, wenn man eine Vorkriegserhebung von 1910 zugrunde legt. Im Krieg waren 12.000 jüdische Soldaten gefallen, 35.000 wurden ausgezeichnet, 23.000 befördert, davon ca. 2.000 Offiziere.
(Vergl. »Eisernes Kreuz und Davidstern Die Geschichte jüdischer Soldaten in Deutschen Armeen, Hg. M. Berger, trafo, 2006, S. 176 bis 181)
Im Gegensatz zum Deutschen Reich dienten in der österreichisch-ungarischen Armee 300.000 jüdische Soldaten im 1. Weltkrieg. 30.000 jüdische Männer fielen in den Kämpfen. Unter den jüdischen Soldaten Österreichs gab es 25.000 Offiziere. Unter den Gefallenen waren auch 20 Generale jüdischer Herkunft.
(Vergl. ebenda S. 181)
Wir machen einen Schnitt in das Jahr 1935. Das Wehrgesetz wurde durch die Nationalsozialisten in einer neuen Fassung des § 15 vom 21. Mai 1935 verändert. Der »§ 15. Arische Abstammung« verlangte: (1) Arische Abstammung ist eine Voraussetzung für den aktiven Wehrdienst. Darin hieß es u. a. weiter, dass kein Mischling Vorgesetzter werden kann.
»(…) Der Ausschluss jüdischer Soldaten aus der Armee, die Ausdehnung der Rassengesetze auf die Soldaten[…]ging einher mit der fortschreitenden Ausgrenzung, dann Entrechtung, schließlich Vertreibung und Ermordung der deutschen Juden durch die Hand der Deutschen. (…)«
(Vergl. ebenda S. 219)
Es ist nachgewiesen, dass viele ehemalige verdienstvolle jüdische Soldaten mit ihren Familien in die Vernichtungslager deportiert wurden.
»(…) Von den 238.000 Juden, die 1939 noch im Reichsgebiet lebten und von denen sich 218.000 zum jüdischen Glauben bekannten, verloren mehr als 160.000 ihr Leben als Opfer der Verfolgung unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. (…)«
(Vergl ebenda S. 223)
Zurück zu Carl von Clausewitz und seiner Zeit.
In unserem Streifzug durch die Geschichte der Emanzipation der Juden im preußischen Heer haben wir gesehen, dass die Offiziere, denen wir begegneten, ein sehr ambivalentes Verhältnis zu den Juden hatten. Dabei müssen wir jedoch unterscheiden, um welche Personen es geht. Neben der Figur des »von der Marwitz«, dem Prototyp des adligen preußischen Offiziers, der nachgewiesenermaßen gegen jegliche Reformen in Preußen und damit ganz sicher nicht ein Freund der Juden war, sehen wir die Protagonisten der Militärreformen in Preußen der Jahre nach 1806.
Da war der Reichsfreiherr von Schrötter, der den Entwurf »Über die bürgerlichen Verhältnisse der Juden in Preußen« (1808) thematisierte und die Vorlage für den Begriff Emanzipation (siehe Schmedding) überhaupt lieferte.
Der »Vater« der Militärreform, G. D. von Scharnhorst, der wohl pragmatischste Vertreter im Kreise der Reformer, war mit Gutachten und Denkschriften diesbezüglich intensiv am Fortschreiten der Dinge beteiligt. Allerdings suchen wir bei Scharnhorst vergeblich nach einem konkreten Beitrag, die Emanzipation betreffend.
Abgesehen von seiner mehr als berechtigten Kritik am Loskauf vom Militärdienst, wo er den Begriff »Wucherer« vermutlich als Paraphrase benutzte, gab es keine weiteren signifikanten Einlassungen Scharhorsts, das Thema »Jude« betreffend. Für ihn waren die (auch jüdischen) Bürger und deren finanzielle Möglichkeiten für den Befreiungskampf von vorrangiger Bedeutung. Es ging vor allem um die Zukunft Preußens, nicht um kleinmütige private Interessen.
Das Symbol »soldat citoyen«, des »Bürgersoldaten«, geboren in der Französischen Revolution, war für weite Kreise des konservativen Offizierskorps vom »Typ Marwitz« immer wieder Anlass für Kritik und Gegenwehr. Obwohl die meisten dieser Protagonisten auf Grund ihrer sicheren finanziellen Lage weder vor dem Bürger noch vor dem jüdischen Geschäftsmann Angst haben mussten. Ihnen ging es um die Standesposition um die sie bangten. Daher war man auch nach 1815 sehr schnell dabei, den Bürger – erst recht den jüdischen – als Vorgesetzten im Heer wieder zu entfernen.
Keiner der wichtigsten Offiziere der Zeit vor und nach 1813 bis in den »Vormärz« hinein hatte wirklich intensiven persönlichen Kontakt zu Juden, wenn man von vereinzelten »Assimilierten« einmal absah. Uns bekannte Formulierungen von Boyen und Clausewitz zum Beispiel, die »die Juden« thematisierten, resultieren aus persönlichen subjektiven Beobachtungen. Diese teilweise bedenklichen Äußerungen sollten wir in den zeitlichen Kontext einordnen. Es fällt hier schwer, sie als judenfeindlich zu charakterisieren. Von der eigentlichen »Judenfeindschaft« über den »Frühantisemitismus« zum »modernen Antisemitismus« mit all seinen schrecklichen Erscheinungsformen und dem Höhepunkt der »Shoa« ist jedoch eine klare Entwicklungslinie zu erkennen.
Fazit:
Unser Carl von Clausewitz war wie die meisten seiner Kollegen in der Zeit der Arbeit der Militärreformkommission und auch später nicht frei von xenophoben Gedankengängen, die jedoch im zeitlichen Kontext gesehen werden müssen. Ein »Judenfeind« oder ein früher Antisemit war unser Carl ganz bestimmt nicht!
Während der Arbeit an dieser Abhandlung wurde folgende Frage durch einen Kollegen gestellt:
»Was hätte wohl Clausewitz zu den Verbrechen der Nationalsozialisten gesagt?«
Eine Frage, auf die wir möglicherweise mit Verweis auf das christlich geprägte, soldatische Selbstverständnis Clausewitz´ eine Antwort suchen und finden können.
Clausewitz hatte sich bereits 1815 in einem Brief an seine Frau Marie ganz klar gegen unehrenhafte Handlungen gegenüber dem Gegner ausgesprochen. Wir verwiesen darauf im Zusammenhang mit der Causa der »Brücke von Jena«. Der Gedanke war, dass Carl womöglich den Brief des Paulus an die Römer, Kapitel 12 Verse 14, 17 – 19, kannte:
»(…) Röm 17. – Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jederman. Und Röm 19 – Rächt euch nicht selbst. (…)«
(Vergl. Das Neue Testament, Bibelausgabe Martin Luther 1912)
Und auch Paulus´Worte – über die Juden – an die Römer, Kapitel 11, Vers 28 könnte unserem Carl bekannt gewesen sein:
»(…) Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach der Wahl sind sie Geliebte um der Väter willen. (…)«
(Vergl. Das Neue Testament, Bibelausgabe Martin Luther 1912)
Wir meinen, nach allem, was wir über Clausewitz wissen, verstand er unter dem »Gegner« an sich auch immer den Menschen, somit auch sicherlich den jüdischen.
»(…) Ist der Krieg ein Akt der Gewalt, so gehört er notwendig auch dem Gemüt an. […] Finden wir also, daß gebildete Völker den Gefangenen nicht den Tod geben, Stadt und Land nicht zerstören, so ist es, weil sich die Intelligenz in ihre Kriegsführung mehr mischt und ihnen wirksamere Mittel zur Anwendung der Gewalt gelehrt hat als diese rohen Äußerungen des Instinkts. (…)«
(Vergl. »Vom Kriege«, Carl von Clausewitz, MfNV, 1957, Buch 1, Kap. 1, S. 19)
Nachweislich spielte Clausewitz als Militärtheoretiker in den Plänen des NS-Regimes keine Rolle. Gleichwohl wurde der Name »Clausewitz« in mindestens vier Fällen missbraucht. So wurde die 45. Panzerdivision »Clausewitz« 1945 in den Endkampf um Berlin eingesetzt und der Name auch als Codewort für eine Stufe der Verteidigung Berlins verwendet.
(Vergl. wikipedia.org/wiki/Fall_Clausewitz)
In der »Clausewitzstraße« in Breslau existierte bis zum Frühjahr 1945 ein »Gefangenenlager«. Fälschlicherweise wurde und wird dieses Lager als »Arbeits- und Ausländerlager Clausewitz« bezeichnet.
(Vergl. https://erinnerungsorte.org/category_type/ehemalige-lager/)
1942 wurde der Begriff »Operation Clausewitz« für die Heranführung der Heeresgruppe A mit einem überraschenden Schwenk in Richtung Stalingrad verwendet. Damals wurde durch Hitlers Weisung Clausewitz´ Theorie von der Vernichtung der gegnerischen Hauptkräfte als Hauptziel des Krieges – sehr zur Verblüffung des damaligen sowjetischen Oberkommandos – konterkariert und mit den bekannten Folgen vom Fuß auf den Kopf gestellt.
(Vergl. Das Geheimnis Stalingrad Hintergründe einer Entscheidungsschlacht, Hg. W. Kerr, Econ, 1977, S. 85 bis 86)
Dazu von uns ein letztes Wort: »Clausewitz se retournerait dans la tombe«
Und zum Schluss, ja, auch die Preußen hatten ein Triumphtor. Das »Brandenburger Tor«, ein frühklassizistisches Bauwerk von 1793, gestaltet durch Langhans und Schadow. Bauherr damals Friedrich Wilhelm II.
Zu den sonderbaren Wegen der preußischen Geschichte gehört, dass zwar kein jüdischer General wie in Paris am »Arc de Triomphe de l’Étoile« verewigt wurde, sondern ein jüdischer Fuhrunternehmer mit Namen Simon Kremser (*1775; †1851). Ein Jude, der in den Kriegen gegen Napoléon mit dem höchsten preußischen Orden, dem »Pour le Mérite« und dem »Eisernen Kreuz« durch König Friedrich Wilhelm III. für Verdienste für Volk und Vaterland ausgezeichnet wurde.
Kremser diente unter Blücher in der Schlesischen Armee als »preußischer Kriegscomissarius« und war für die Kriegskasse verantwortlich. Als Blücher 1814 in Paris einmarschierte, fand Kremser die gestohlene und noch verpackte Quadriga des Brandenburger Tores, die Napoléon 1806 requiriert und nach Paris gebracht hatte. Kremser soll die Rückführung, die in die Berliner Geschichte als »Retourkutsche« einging, geleitet haben. Dafür billigte ihm der König auch das Monopol des Berliner Fuhrverkehrs zu.
(Vergl. »Eisernes Kreuz und Davidstern Die Geschichte jüdischer Soldaten in Deutschen Armeen, Hg. M. Berger, trafo, 2006, S. 38 bis 39)
Am einem Sonntag 1814 zog der aus Paris zurückgekehrte Friedrich Wilhelm III. an der Spitze seiner in den vorausgegangenen Befreiungskriegen siegreichen Truppen durch das Brandenburger Tor in seine Hauptstadt ein, ein Ereignis, an das der Name »Pariser Platz« für das »Quarré« bis heute erinnert. Die Wagenlenkerin als Siegesgöttin, mit Schinkels »Eisernem Kreuz« im Stab, weithin sichtbar.
(Vergl. die-auswaertige-presse.de/2014/09/das-brandenburger-tor-erstmals-mit-dem-eisernen-kreuz/)
Möglicherweise waren auch jüdische Männer der »Kurmärkischen Landwehr« dabei, für die sich schon am 1. April 1813 der Staatsrat L‘Estocq bei der kurmärkischen Regierung verwendete. Wir berichteten darüber.
(Vergl. »Juden, Staat und Heer in Preußen im frühen 19. Jahrhundert«, Hg. Horst Fischer, 1968 J. C. B. Mohr, Tübingen, S. 33 bis 34)
Das Kreuz, welches auch Clausewitz an seiner Brust trug.
Dass Juden und Carl von Clausewitz heute zu uns gehören, zeigt sehr deutlich unser Bild vom »Brandenburger Tor« in unseren Tagen. Hier wurde aus gegebenem feierlichem Anlass, dem »Lichterfest« der Juden, das Tor mit der Chanukka im Vorfeld dekoriert.
Das »Eiserne Kreuz« im Stab der Siegesgöttin, dessen abgewandelte Symbolik für die »Deutsche Bundeswehr« kennzeichnend ist, gilt auch für heutige deutsche jüdische Soldaten. Unsere jüdischen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind heute im »Bund jüdischer Soldaten« organisiert.
(Vergl. Jüdische Soldaten – Jüdischer Widerstand in Deutschland und Frankreich, Hg. Berger, Römer-Hillebrecht, Schöningh, 2012, S. 448 ff.)
Sie erfüllen mit ihren Kameraden anderer Glaubensrichtungen den Verfassungsauftrag, und sie werden wieder durch Militärrabbiner seelsorgerisch betreut, wie zuletzt bis 1918.
(Vergl. zentralratderjuden.de/der-zentralrat/institutionen/militaerrabbinat/)
»Der Friede ist das Wahrzeichen der Ewigkeit und ebenso die Losung des menschlichen Lebens in seinem individuellen Verhalten, wie in der Ewigkeit seines geschichtlichen Berufes. In dieser geschichtlichen Ewigkeit vollführt sich die Friedensmission der messianischen Menschheit.«
(Herman Cohen (*1842; †1918) , ein jüdisch-deutscher Philosoph, Kantische Vernunft und jüdisches Selbstbewusstsein, Jüdische Selbstwahrnehmung, Horch, Niemeyer, 1997, S. 223)