Teil XI


Die patrio­ti­sche Stim­mung im Jahr 1813
erfass­te vie­le Juden in Preu­ßen, die nun zur Fah­ne eil­ten. Sie dach­ten, dass ihre Sache zum Durch­bruch gelangt war. Gemäß des § 16 des wei­ter oben geschil­der­ten »Eman­zi­pa­ti­ons­edikts« heg­te nie­mand mehr Zwei­fel an der Mili­tär­pflicht preu­ßi­scher Juden. Dar­in hieß es:

»(…) Der Militair-​Konscription oder Kan­tons­pflich­tig und den damit in Ver­bin­dung ste­hen­den beson­de­ren gesetz­li­chen Vor­schrif­ten sind die ein­län­di­schen Juden gleich­falls unter­wor­fen. Die Art und Wei­se der Anwen­dung die­ser Ver­pflich­tung auf sie wird durch die Ver­ord­nung wegen der Mili­ta­ir – Kon­scrip­ti­on näher bestimmt werden. (…)«
(Vergl. »Preu­ßi­sche Gesetz­samm­lung 1812«, S. 17 f., Ernst Rudolf Huber, Doku­men­te zur deut­schen Ver­fas­sungs­ge­schich­te Band 1, Ver­lag Kohlhammer)

Zu den Frei­wil­li­gen gehör­te u. a. auch der Dich­ter Fried­rich Baron de la Motte-​Foqué (*1777; †1843), der sich frei­wil­lig für das Jäger­de­tache­ment des Bran­den­bur­gi­schen Kür­as­sier­re­gi­ments mel­de­te. Grund­la­ge dafür bot die »Ver­ord­nung über die Auf­stel­lung frei­wil­li­ger Jäger­ver­bän­de« vom 03.02.1813. Dar­in war gere­gelt, dass sich die Frei­wil­li­gen selbst klei­den, bewaff­nen und berit­ten machen konn­ten. Dar­über hin­aus stell­te F. W. III. den Frei­wil­li­gen ein beruf­li­ches Fort­kom­men in Aussicht.

Fried­rich Baron de la Motte-​Foqué Quel­le: Wikipedia

Im Juli 1813 schreibt de la Motte-​Foqué, einer alta­d­li­gen fran­zö­si­schen Huge­not­ten­fa­mi­lie aus Bran­den­burg an der Havel ent­stam­mend, an sei­nen jüdi­schen Freund und Ver­le­ger Juli­us Edu­ard Hit­zig (ursprüng­lich Isaac Eli­as Itzig):

»(…) Du hast in den Zei­tun­gen, mein theu­rer Freund, den Auf­ruf unse­res lie­ben Königs gele­sen, und gewiß auch gewußt, was ich thun wür­de: So ist es denn! In zehn bis zwölf Tagen längs­tens, sobald ich nur uni­for­miert und berit­ten bin – an den Waf­fen weißt du, ist bereits ein guter Vor­rat da – gehe ich nach Breslau. (…)«
(Vergl. »Motte-​Fouqué, Fried­rich Baron de la: Gedich­te vor und wäh­rend dem Krie­ge«, Als Manu­skript für Freun­de, 2. Auf­la­ge, Ber­lin 1814)

De la Motte-​Fouqué kämpf­te in den Befrei­ungs­krie­gen, war Teil­neh­mer der Völ­ker­schlacht bei Leip­zig und ging 1815 als Major vom preu­ßi­schen Heer ab.

Wir ken­nen des Barons Lied aus der Schul­zeit: »Frisch auf, zum fröh­li­chen Jagen, /​/​Es ist nun an der Zeit;«
Kriegs­lied für die frei­wil­li­gen Jäger, 1813 
(Quel­le: https://berühmte-zitate.de/zitate/2010625-friedrich-de-la-motte-fouque-frisch-auf-zum-frohlichen-jagen-es-ist-nun-an/)

Eine Kabi­netts­or­der vom 9. Febru­ar 1813 hob sämt­li­che Aus­nah­men von der Dienst­pflicht im Heer auf. Der jüdi­sche Mag­de­bur­ger Prof. Dr. Mar­tin Phil­ipp­son (*1846; †1916), der als Frei­wil­li­ger im Deutsch-​Französischen Krieg 1870/​71 kämpf­te, ver­fass­te den Auf­satz »Der Anteil der jüdi­schen Frei­wil­li­gen an dem Befrei­ungs­krieg 1813 und 1814«. In der Schrift »Die jüdi­schen Frei­wil­li­gen im preu­ßi­schen Hee­re wäh­rend der Befrei­ungs­krie­ge 1813/​1814« schil­dert er Bei­spie­le, wie trotz Kabinetts-​Order des Königs die Auf­nah­me jüdi­scher Män­ner mit Pro­ble­men behaf­tet war.

»(…) Erst die Kabi­netts­or­der vom 9. Febru­ar 1813 hob sämt­li­che Aus­nah­men von der Dienst­pflicht im Hee­re auf. Trotz­dem erschien es selbst hoch­ste­hen­den Beam­ten ganz selt­sam, daß auch die Juden mit die­ser Vor­schrift gemeint sei­en. Noch am 1. April 1813 — also sie­ben Wochen nach der letz­ter­wähn­ten Kabi­netts­ord­re — trug der Staats­rat Lecoq bei der kur­mär­ki­schen Regie­rung an, „ob nicht die Jüng­li­che des jüdi­schen Glau­bens von sieb­zehn bis vier­und­zwan­zig Jah­ren mit zur Rekru­tie­rung gezo­gen wer­den können?“ (…)«
(»Im Deut­schen Reich«, Zeit­schrift des Zen­tral­ver­eins deut­scher Staats­bür­ger jüdi­schen Glau­bens, XII. Jahrg. Ber­lin, Prof. Dr. Mar­tin Phil­ipp­son, Juli/​August 1906 Nr. 7/​8, S. 408)

Phil­ipp­son erwähnt die her­aus­ra­gen­de his­to­ri­sche Bedeu­tung die­ser Erschei­nung des Jah­res 1813. Er ver­weist dar­auf, dass seit mehr als ein Jahr­tau­send Juden nicht mehr gedient hat­ten. Nicht ohne Stolz schreibt er:

»(…) Unter sol­chen Umstän­den ist es höch­lichst aner­ken­nens­wert, daß Hun­der­te von „Jüng­lin­gen des jüdi­schen Glau­bens“ Aus­he­bun­gen und Zwang nicht abwar­te­ten, son­dern frei­wil­lig auf den ers­ten Ruf des Königs und Vater­lan­des zu den Waf­fen eilten. (…)«
(»Im Deut­schen Reich«, Zeit­schrift des Zen­tral­ver­eins deut­scher Staats­bür­ger jüdi­schen Glau­bens, XII. Jahrg. Ber­lin, Prof. Dr. Mar­tin Phil­ipp­son, Juli/​August 1906 Nr. 7/​8, S. 409)

Nach­fol­gend lesen wir noch die Bemer­kung, dass vor­ran­gig die Söh­ne der wohl­ha­ben­den jüdi­schen Fami­li­en frei­wil­lig vor­an­gin­gen und mit Aus­dau­er und Treue wie die ande­ren Staats­bür­ger »foch­ten und bluteten«.

Aus­zug der Frei­wil­li­gen aus Bres­lau, Litho­gra­phie von Adolph von Men­zel, 1836, wel­che die Stim­mung des Jah­res 1813 ein­fängt. Aus: N. Con­rads, Hg.: Schle­si­en. Deut­sche Geschich­te im Osten Euro­pas, Ber­lin 1994, S. 476)

Phil­ipp­son schil­dert auch den gro­ßen Anteil und die Mühen der jüdi­schen Gemein­schaf­ten, sich für das nun­meh­ri­ge Vater­land ein­zu­brin­gen. An die­ser Stel­le wird Staats­kanz­ler Fürst Har­den­berg zitiert, der am 4. Janu­ar 1815 schrieb:

»(…) Auch hat die Geschich­te unse­res letz­ten Krie­ges wider Frank­reich bereits erwie­sen, daß die Juden des Staa­tes, der sie in sei­nen Schoß auf­ge­nom­men, durch treue Anhäng­lich­keit wür­dig gewor­den. Die jun­gen Män­ner jüdi­schen Glau­bens sind die Waf­fen­ge­fähr­ten ihrer christ­li­chen Mit­bür­ger geworden, und wir haben auch unter ihnen Bei­spie­le des wah­ren Hel­den­muts und der rühm­li­chen Ver­ach­tung der Kriegs­ge­fah­ren auf­zu­wei­sen, sowie die übri­gen jüdi­schen Ein­woh­ner, nament­lich auch die Frau­en, in Auf­op­fe­rung jeder Art den letz­te­ren sich ange­schlos­sen haben. (…)«
(»Im Deut­schen Reich«, Zeit­schrift des Zen­tral­ver­eins deut­scher Staats­bür­ger jüdi­schen Glau­bens, XII. Jahrg. Ber­lin, Prof. Dr. Mar­tin Phil­ipp­son, Juli/​August 1906 Nr.7/8, S. 411) 

Wei­ter zitiert Phil­ipp­son Rahel Varn­ha­gen von Ense. Die berühm­te Salon­niè­re jüdi­scher Her­kunft schrieb am 20. April 1813:

»(…) Die Juden geben alles, was sie nur besitzen. (…)«
(»Im Deut­schen Reich«, Zeit­schrift des Zen­tral­ver­eins deut­scher Staats­bür­ger jüdi­schen Glau­bens, XII. Jahrg. Ber­lin, Prof. Dr. Mar­tin Phil­ipp­son, Juli/​August 1906 Nr.7/8, S. 411)

Nach­fol­gend lesen wir von erheb­li­chen Geld­spen­den jüdi­scher Kauf­leu­te. Auch von bemer­kens­wer­ten Frauen.

»(…) Frau Ban­kier Beer erhielt für ihre Ver­diens­te um die Pfle­ge der Ver­wun­de­ten den Loui­sen­or­den, wobei ihr der König, um der Jüdin kein Kreuz zu geben die­ses durch eine Medail­le ersetzte. (…)«
(»Im Deut­schen Reich«, Zeit­schrift des Zen­tral­ver­eins deut­scher Staats­bür­ger jüdi­schen Glau­bens, XII. Jahrg. Ber­lin, Prof. Dr. Mar­tin Phil­ipp­son, Juli/​August 1906 Nr.7/8, S. 411)

Wir beach­ten hier die Hal­tung des preu­ßi­schen Mon­ar­chen zu sei­nen neu­en Staats­bür­gern, die jedoch nur tem­po­rär war.

In der wei­te­ren Auf­zäh­lung wer­den eini­ge jüdi­sche Frau­en und Män­ner erwähnt, die für ihren Ein­satz durch S. M. F. W. III. hoch deko­riert wor­den sind.

An die­ser Stel­le wol­len wir noch mit einem Zitat aus dem Auf­satz Phil­ipp­sons beson­de­re jüdi­sche Men­schen aus der Zeit der Befrei­ungs­krie­ge darstellen:

»(…) Mit Recht bemerkt also der Christ Buch­holz: „Tat­sa­che ist es, daß jüdi­sche Aerz­te und Wund­ärz­te ihr Leben den Gefah­ren der Hos­pi­tä­ler aus­setz­ten und als hei­li­ge Opfer fie­len. Tat­sa­che ist es, daß jüdi­sche Frau­en und Mäd­chen kei­ne Anstren­gun­gen, kei­ne Gefah­ren scheu­ten, um den Ver­wun­de­ten Trost und Hil­fe ange­dei­hen zu las­sen. Tat­sa­che ist es end­lich, daß alle israe­li­ti­schen Bür­ger durch die zahl­reichs­ten frei­wil­li­gen Geld­op­fer Bewei­se der Anhäng­lich­keit an König und Vater­land gaben.“(…)«
(»Im Deut­schen Reich«, Zeit­schrift des Zen­tral­ver­eins deut­scher Staats­bür­ger jüdi­schen Glau­bens, XII. Jahrg. Ber­lin, Prof. Dr. Mar­tin Phil­ipp­son, Juli/​August 1906, Nr.7/8, S. 412) 

Preu­ßi­sche Mili­tär­ärz­te folg­ten mit ihren Hel­fern den kämp­fen­den Lini­en mit »flie­gen­den Ambu­lan­zen« und ver­sorg­ten Ver­wun­de­te trotz Ein­wir­kung des Feu­ers der Mus­ke­ten und der Artil­le­rie des Geg­ners. Geriet ein Batail­lon unter Angriff geg­ne­ri­scher Kaval­le­rie, ope­rier­ten die Ärz­te inmit­ten des gebil­de­ten Quarees. Sie hat­ten durch den fran­zö­si­schen Mili­tär­arzt Domi­ni­que Jean Larrey gehört, dass es wich­tig war, zuerst Blu­tun­gen zu stil­len und über­nah­men das Sys­tem der Tria­ge. Ärz­te und Hel­fer star­ben auch in den Laza­ret­ten an Fleck­fie­ber, Typhus, Läu­se­fie­ber und ande­ren Krank­hei­ten, die unter den Ver­wun­de­ten gras­sier­ten. Auch die preu­ßi­schen Chir­ur­gi muss­ten aus der Nie­der­la­ge von 1806 ler­nen. Im »Ortels­bur­ger Publi­can­dum«* des Königs vom 1.12.1806 stand geschrieben:

»(…) Um aber ähn­li­che Pflicht-​Vergessenheiten für die Zukunft vor­zu­beu­gen haben Sei­ne Königl. Majes­tät fol­gen­de Beschlüs­se gefasst: […] 5. Die Regiments- und Compangnie-​Chirurgen müs­sen sich am Tage des Gefechts in der Nähe ihrer Corps auf­hal­ten, und mit allem Nöthi­gen ver­se­hen seyn; thun sie ers­te­res nicht, wer­den sie fortgejagt. (…)«
(Vergl. epo​che​-napo​le​on​.net, *Publi­can­dum wegen Abstel­lung ver­schie­de­ner Miß­bräu­che bei der Armee.)

Laza­rett 1813 Quel­le: Muse­um bor​na​.de

Ein wei­te­res beein­dru­cken­des Bei­spiel bie­tet hier die Lebens­ge­schich­te des jüdi­schen Stu­den­ten Meno Burg (1788 bis 1853). Burg mel­de­te sich bereits am 14. Febru­ar 1813, also fünf Tage nach dem o. g. Auf­ruf, zum Mili­tär­dienst. 1818 wur­de er Leh­rer für Artillerie-​Zeichnen und Mathe­ma­tik an der »Ber­li­ner Artillerie-​Ingenieurschule«. 1853 starb er als hoch­de­ko­rier­ter Stabs­of­fi­zier, der sich unab­läs­sig zu sei­ner jüdi­schen Her­kunft bekannt hat­te. An sei­ner Beer­di­gung sol­len 60.000 Ber­li­ner Anteil genom­men haben. Er war Autor des zwei­tei­li­gen Buches »Die geo­me­tri­sche Zei­chen­kunst«, wel­ches sich mit dem Artil­le­rie­we­sen der dama­li­gen Zeit befasste.
(Verl. »Geschich­te mei­nes Dienst­le­bens«, Hg. Her­mann Simon, Hentrich & Hentrich 1998, aus dem Geleitwort)

In sei­nen Erin­ne­run­gen lesen wir:

»(…) Am 16. Febru­ar wur­den wir Frei­wil­li­gen mit der Post nach Bres­lau beför­dert, ande­re gin­gen nach Col­berg. Wir waren über zwei­hun­dert Jüng­lin­ge, die an die­sem Tage nach Bres­lau abreis­ten. Es war rüh­rend und erhe­bend, den Abschied die­ser begeis­ter­ten jun­gen Män­ner vor der Post von ihren Vätern, Müt­tern, Geschwis­tern und Ver­wand­ten mit anzu­se­hen. Es war groß­ar­tig und herz­er­grei­fend, mit wel­cher Zuver­sicht, mit wel­chem Mut und mit wel­chem Enthu­si­as­mus sich die Jüng­li­che den Armen ihrer wei­nen­den Ange­hö­ri­gen ent­ris­sen und die offe­nen Wagen bestie­gen, wie sie als­dann beim Abfah­ren die­ses lan­gen Zuges, die Müt­zen hoch in die Luft schwin­gend, Preu­ßen, ihrem teu­ren Vater­land, ein Lebe­hoch und den Zurück­ge­las­se­nen ein viel­be­deu­ten­des Lebe­wohl zurie­fen, und wie wir von die­sen seg­nend ent­las­sen wur­den. – Mei­ne Mut­ter war auch dabei. – Ach, es war eine gro­ße und mäch­ti­ge Zeit! (…)«
(Verl. »Geschich­te mei­nes Dienst­le­bens«“, Hg. Her­mann Simon, Hentrich & Hentrich 1998, S. 12)
 

Die­se Schil­de­rung erin­nert uns anschau­lich an das ein­gangs vor­ge­stell­te Bild, wel­ches den Aus­zug der ost­preu­ßi­schen Land­wehr dar­stellt. Auf­schluss­reich auch dazu eine Anmer­kung in o. g. Bio­gra­phie, die erläu­tert, war­um unser Aaron erst zu den Land­wehr­män­nern tritt, nach­dem die­se die Kir­che ver­las­sen, wor­in sie durch einen Pfar­rer ein­ge­seg­net wurden:

»(…) Auf Befehl des Königs wur­den an einem Tag in Bres­lau alle jüdi­schen Frei­wil­li­gen, deren Anzahl wahr­lich nicht gering war, in die Syn­ago­ge geführt, wo nach einem ein­lei­ten­den Got­tes­dienst der dor­ti­ge Rab­bi­ner sie ein­seg­ne­te und fei­er­lich ermahn­te, ihre Pflich­ten als Sol­da­ten treu und mit Auf­op­fe­rung zu erfül­len, sie auf­for­der­te, sich brav zu hal­ten, tap­fer für König und Vater­land zu strei­ten und ihren hei­li­gen Glau­ben fest zu bewah­ren. Er ent­band sie, nicht kraft sei­nes Amtes, son­dern kraft der zitier­ten Sat­zung der hei­li­gen Schrift, wäh­rend der Dau­er ihrer Dienst­zeit von allen Zere­mo­ni­al­ge­set­zen, leg­te ihnen aber ans Herz, täg­lich zwei­mal das Glau­bens­be­kennt­nis der Juden „Höre Isra­el“ usw. zu sagen. (…)«

(Verl. »Geschich­te mei­nes Dienst­le­bens«, Hg.. Her­mann Simon, Hentrich & Hentrich 1998, s. 16*)

Christ­lich kon­skri­bier­te Män­ner Preu­ßens leg­ten eine Treue­ver­pflich­tung nach der von Stein 1808 ein­ge­führ­ten »For­mul des Soldaten-​Eides« ab. Nicht sel­ten geschah das bei der Land­wehr und den Frei­wil­li­gen in Kir­chen. Auch hier erfolg­te die Ein­bin­dung des Sol­da­ten an den Mon­ar­chen auf Grund sei­ner staats­bür­ger­li­chen Unter­ta­nen­pflicht.*** An der Ver­le­sung der »Kriegs­ar­ti­kel« nah­men christ­li­che und jüdi­sche Rekru­ten geschlos­sen teil.

Meno Burg 1788 bis 1853 Quel­le: Wikipedia

Der Weg des Major Burg, Stabs­of­fi­zier jüdi­scher Her­kunft im preu­ßi­schen Heer, war stei­nig und mit Hin­der­nis­sen gepflas­tert. Ein Major von Alvens­le­ben befahl dem Rekru­ten Burg die Trup­pe zu ver­las­sen, nach­dem die­ser erfah­ren hat­te, dass Burg Jude war. Aber dank der Für­spra­che von Prinz August von Preu­ßen, dem Carl von Clau­se­witz als Adju­tant dien­te und in die fran­zö­si­sche Gefan­gen­schaft beglei­te­te, wur­de Meno Burg als Bom­bar­dier rekru­tiert. Auch im wei­te­ren Dienst stieß der Kriegs­frei­wil­li­ge immer wie­der auf Ableh­nung und Res­sen­ti­ments. Immer wie­der traf er aber auch ver­ständ­nis­vol­le Vor­ge­setz­te, wie eben den Prin­zen August, dem Burg Huma­ni­tät und reli­giö­se Unvor­ein­ge­nom­men­heit beschei­nig­te. Nach Burgs Mei­nung för­der­te der Prinz sei­ne gan­ze Lauf­bahn als Offizier.
(Verl. »Geschich­te mei­nes Dienst­le­bens«, Hg. Her­mann Simon, Hentrich & Hentrich 1998, aus dem Geleitwort)

Uns begeg­ne­ten hier in die­ser Zeit zwei Ange­hö­ri­ge der preu­ßi­schen Königs­fa­mi­lie, die zumin­dest in der Zeit von 1813 bis 1815 for­mal den jüdi­schen Staats­bür­ger aner­kann­ten. Viel­leicht, weil sie in der Zeit höchs­ter Gefahr spür­ten, dass alt­her­ge­brach­te Mei­nun­gen über Juden kon­tra­pro­duk­tiv hät­ten sein kön­nen. Die Fra­ge, die sich uns stellt: War die­ser gesell­schafts­po­li­ti­sche »Sta­tus quo« der Jah­re 1813 bis 1815 konsistent?

Wir dür­fen erstaunt sein, denn S. M. war noch im Jahr 1811 unent­schlos­sen, und unter die­ser Eigen­schaft hat­ten vor allem die füh­ren­den Refor­mer zu lei­den. Gnei­se­nau schrieb unter dem 26. April 1811 ziem­lich frus­triert an v. Stein, nach­dem der Fort­gang not­wen­di­ger Reform­vor­ha­ben nicht vor­wärts ging. Auf Grund von unbe­lieb­ten Steu­er­vor­ha­ben schien der not­wen­di­ge Patrio­tis­mus abhan­den gekommen.

»(…) Der König steht noch immer neben dem Trohn, wor­auf er nie geses­sen hat, und ist immer Rezen­sent des­sel­ben und derer, die auf des­sen Stu­fen ste­hen. An die­ser Indi­vi­dua­li­tät wird ewig jeder Gehül­fe schei­tern, der, Staats­mann im höhe­ren Sinn, erha­be­ne Anord­nun­gen zu machen gedenkt. Bei den jet­zi­gen neu­en Finanz­ein­rich­tun­gen indes­sen lässt er sei­ne Räte frei schal­ten, obgleich er dar­über bereits miß­bil­li­gend sich ver­neh­men las­sen. Im Mili­tär­we­sen hin­ge­gen sowie in den aus­wär­ti­gen Ver­hält­nis­sen behaup­tet er noch immer sei­ne unge­heu­re nega­ti­ve Stär­ke und wirkt ent­man­nend auf die­je­ni­gen, die gute Rat­schlä­ge ertei­len. Übri­gens ist er schlech­ter als je umge­ben, und wir haben nicht ein­mal die Aus­sicht, ein Agnes Sor­el zu erhalten. (…)«
(Vergl. »Gnei­se­nau. Ein Leben in Brie­fen«, Hg. Dr. Karl Gri­wank, 1939, S. 163)

Es brauch­te erst die Nie­der­la­ge Napo­le­ons in Russ­land, die »Kon­ven­ti­on von Tau­rog­gen«, den Gene­ral Yorck und Clau­se­witz bis zum Auf­ruf »An mein Volk« vom 17. März 1813, um Preu­ßens Staats­bür­ger ein­schließ­lich der Juden zu den Waf­fen zu rufen.
Auf­ruf F. W. III. »An mein Volk«, 17. März 1813 Quel­le: Wikipedia

Hein­rich von Treit­sch­ke
(1834 bis 1896), deut­scher His­to­ri­ker, poli­ti­scher Publi­zist und Mit­glied des Reichs­tags von 1871 bis 1884, stell­te dazu fest:
»(…) Seit dem 17. März tra­ten auch die brei­ten Mas­sen des Vol­kes in das Heer ein. Durch den Wett­ei­fer aller Stän­de wur­de die größ­te krie­ge­ri­sche Leis­tung mög­lich, wel­che die Geschich­te von gesit­te­ten Natio­nen kennt. Dies ver­arm­te klei­ne Volk ver­stärk­te die 46 000 Mann der alten Lini­en­ar­mee durch 95 000 Rekru­ten und stell­te außer­dem über 10 000 frei­wil­li­ge Jäger, sowie 120 000 Mann Land­wehr, zusam­men 271 000 Mann, einen Sol­da­ten auf sieb­zehn Ein­woh­ner, unver­gleich­lich mehr, als Frank­reich einst unter dem Dru­cke der Schre­ckens­herr­schaft auf­ge­bo­ten hat­te. (…)«(Vergl. Hein­rich von Treit­sch­ke »Deut­sche Geschich­te«, Bd.1, A.Krömer Ver­lag – Leip­zig, Hg. H. Heff­ter, S. 285)

Wir schau­en hier auf die wich­tigs­ten Ereig­nis­se des Jah­res 1813:

– Im April rücken die Alli­ier­ten Trup­pen vor Leipzig;
– Nach der Schlacht von Groß­gör­schen am 2. Mai zie­hen sich Rus­sen und Preu­ßen auf Dres­den zurück;
– Napo­le­on siegt in der Schlacht bei Bautzen;
– Der Waf­fen­still­stand von Pläs­witz vom 4. Juni;
– Mit der »Rei­chen­ba­cher Kon­ven­ti­on« vom 27. Juni wech­selt Öster­reich in das Lager der Alliierten;
– In der Völ­ker­schlacht bei Leip­zig vom 16. bis 19. Okto­ber wird Napo­le­on geschlagen;
– 31. Dezem­ber 1813, Blü­cher über­quert bei Kaub den Rhein.

Blü­chers Rhein­über­gang Quel­le: Wikipedia
Mit den rus­si­schen Trup­pen kehr­te auch Clau­se­witz nach Preu­ßen zurück. Der Ver­trag von Kalisch vom 28. Febru­ar 1813 ermög­lich­te es. Scharn­horst und Gnei­se­nau woll­ten den Oberst­leut­nant Clau­se­witz als Ver­bin­dungs­of­fi­zier zwi­schen der rus­si­schen und der preu­ßi­schen Armee im Stab der schle­si­schen Armee unter Blü­cher sehen. Vol­ler Freu­de schreibt Clau­se­witz am 25. März aus Kalisch:
»(…) Ich bin heu­te glück­lich hier ein­ge­trof­fen und habe die ange­neh­me Hoff­nung, mor­gen schon wie­der abrei­sen zu kön­nen; da ich aber mei­ne Papie­re noch nicht habe, kann leicht ein Auf­ent­halt ent­ste­hen. Herrn vom Stein habe ich gespro­chen; er ist hier und völ­lig her­ge­stellt, sieht aber ziem­lich ange­grif­fen aus. Ich gehe von hier über Bres­lau zum Gene­ral Blü­cher, den ich hof­fent­lich in Dres­den fin­den werde. (…)»
(Vergl. »Karl und Marie von Clau­se­witz«, Ein Lebens­bild­nis in Brie­fen und Tage­blät­tern von Karl Lin­ne­bach, Ver­lag von M. Warneck, 1916, S. 319 bis 320)
Clau­se­witz hat­te in Russ­land das Rin­gen um Smo­lensk, die Schlacht bei Boro­di­no und Napo­le­ons Über­gang über die Beresi­na gese­hen und hat Kriegs­er­fah­rung im »Gro­ßen« gesam­melt. Er hat­te den Zaren Alex­an­der und alle pro­mi­nen­ten Gene­ra­le der rus­si­schen Armee ken­nen­ge­lernt und wur­de mit dem St.-Annen-Orden zwei­ter Klas­se gewür­digt. Gleich­wohl soll­te Carl mehr Ent­täu­schun­gen als Erfül­lung sei­ner Bestre­bun­gen fin­den. Der König, die Prin­zen außer August und Tei­le des Hofes ver­hiel­ten sich ihm gegen­über lan­ge noch distan­ziert. Trotz alle­dem, unser Carl ist im Früh­jahr vol­ler Freu­de und kann auch den Groll des Königs mehr oder weni­ger ver­schmer­zen. Aus Penig, zwei Tages­mär­sche von Mark­klee­berg und dem Tor­haus Dölitz ent­fernt, um das in der Völ­ker­schlacht erbit­tert gerun­gen wer­den wird, schreibt Clau­se­witz an sei­ne Marie:

»(…) Daß ich wohl bin und glück­li­che Tage ver­le­be, ist jetzt die Haupt­sa­che von dem, was ich dir zu berich­ten habe. […] Mein Freund G. 〈Gnei­se­nau〉 reprä­sen­tiert wie ein Gott in sei­ner Gene­rals­uni­form. Die Trup­pen sind hei­ter und sin­gen: „Auf, auf, Kame­ra­den!“ und ähn­li­che Lie­der, ande­re jodeln in Per­fek­ti­on. […] Gene­ral Scharn­horst wird heu­te abend erwar­tet; ich freue mich unend­lich ihn wie­der­u­zu­se­hen. Er hat den König gebe­ten, mich wie­der in die Armee zu neh­men. Se. Majes­tät haben gesagt: „Clau­se­witz – hm! – ja; ich will mich erkun­di­gen, ob er bei den Rus­sen gut gedient hat.“ Was dar­aus wird, weiß ich nicht recht. (…)«
(Vergl. »Karl und Marie von Clau­se­witz«, Ein Lebens­bild­nis in Brie­fen und Tage­blät­tern von Karl Lin­ne­bach, Ver­lag von M. Warneck, 1916, S. 324 bis 325)

Wir wis­sen, der König von Preu­ßen wird erst im Ver­lau­fe des Jah­res 1814 Clau­se­witz als Obers­ten wie­der zurück­neh­men. Aus den Brie­fen an sei­ne Frau ent­neh­men wir, dass er schwer zu tra­gen hat­te, im Avance­ment über­se­hen zu wer­den. Vie­le sei­ner Kame­ra­den aus frü­he­ren Zei­ten waren mitt­ler­wei­le schon avan­ciert. Über­haupt spie­geln die per­sön­li­chen Brie­fe Clausewitz´an Marie eher die per­sön­li­chen Pro­ble­me des eige­nen Fort­kom­mens wider. Über den Sol­da­ten an sich, außer Ver­laufs­schil­de­run­gen von Bewe­gun­gen, Gefech­ten und Schlach­ten erfah­ren wir nicht viel. Für die Pro­ble­ma­tik der Juden, kein ein­zi­ges Wort.

Die Fra­ge, die wir uns stel­len, lau­tet: War­um gelang es Clau­se­witz 1813 nicht wie sei­nem Gön­ner, Freund und ewi­gen Vor­ge­setz­ten Gnei­se­nau, Empa­thie zu ent­wi­ckeln und über sei­ne Sol­da­ten begeis­tert zu schrei­ben? Sei­ne »Kin­der«, die Land­wehr, muss er fech­ten gese­hen haben!? Gnei­se­nau berich­te­te ihm dar­über aus Gold­berg unter dem 28. August 1813:

»(…) Mein teu­rer Freund. Wir haben vor­ges­tern eine schö­ne Schlacht gewon­nen; ent­schei­dend, wie die Fran­zo­sen noch nie ent­schei­dend eine ver­lo­ren haben. […] Die­se Schlacht ist der Tri­umph unse­rer neu­ge­schaf­fe­nen Infan­te­rie. […] Ein Land­wehr­ba­tail­lon v. Thie­le ward von feind­li­cher Rei­te­rei umringt und auf­ge­for­dert, sich zu erge­ben. Es feu­er­te; nur ein Gewehr ging los. Den­noch erga­ben die Land­wehr­män­ner sich nicht; Nein! Nein! schrien sie, und stie­ßen mit den Bajo­net­ten. […] Nur das Geschrei der Strei­ten­den erfüll­te die Luft; die blan­ke Waf­fe entschied. (…)«
(Vergl. »Gnei­se­nau Ein Leben in Brie­fen«, Hg. Dr. Karl Gri­wank, Koeh­ler & Amelang/​Leipzig, S. 246 bis 248)

Bis heu­te mäan­dert durch die Lite­ra­tur die Zei­le eines Gedich­tes des Nie­der­lau­sit­zer Schrift­stel­lers Carl Heun (1771 bis 1854) »Der König rief und alle, alle kamen …«. Eine Meta­pher, die sich seit 1813 im Bewusst­sein der Preu­ßen über zwei Jahr­hun­der­te hielt. Wir müs­sen hier schon noch zwi­schen den frei­wil­li­gen und den kon­skri­bier­ten Rekru­ten unter­schei­den. Es gab Land­krei­se, wo sich die durch das Los bestimm­ten Män­ner dem Zug zur Fah­ne wider­setz­ten. Der patrio­tisch gesinn­te ost­preu­ßi­sche Land­tag zöger­te in Fra­gen der Auf­stel­lung der Land­wehr. Die Stadt­ver­ord­ne­ten Ber­lins rich­te­ten eine Peti­ti­on an den König, in der sie baten, die Stadt Ber­lin von der Mili­tär­pflicht aus­zu­neh­men. Oder hier:

»(…) In Bres­lau kam es zu hef­ti­gen Tumul­ten, als die Bür­ger für die Land­wehr ver­ei­digt wer­den sollten. (…)«
(Vergl. Das Leben des Feld­mar­schalls Gra­fen Neid­hardt von Gnei­se­nau, Hans Del­brück, in Bd. 2, Ver­lag Stil­ke, Ber­lin, 1908, S. 353)

Tat­sa­che ist auch, dass sich die Land­wehr in der Anfangs­pha­se der Befrei­ungs­krie­ge im Jah­re 1813 mit begrenz­tem Steh­ver­mö­gen zeig­te, was vor allem auf man­geln­de Aus­bil­dung zurück­zu­füh­ren war.

»(…) Sie (die Land­wehr, Anm. Autor) stell­te ein orga­ni­sier­tes Volks­auf­ge­bot dar, mit ungleich­mä­ßi­ger, oft ganz man­geln­der mili­tä­ri­schen Aus­bil­dung. Der natür­li­che Feh­ler einer sol­chen Trup­pe ist der Man­gel an Zuver­läs­sig­keit. Unmit­tel­bar neben den Taten der höchs­ten Tap­fer­keit in Momen­ten einer glück­li­chen Anre­gung oder unter einem unge­wöhn­lich kräf­ti­gen Füh­rer ist es vor­ge­kom­men, daß die Land­wehr­ba­tail­lo­ne beim ers­ten Kano­nen­schuß die Waf­fen weg­wer­fend auseinanderstäubten. (…)«
(Vergl. Das Leben des Feld­mar­schalls Gra­fen Neid­hardt von Gnei­se­nau, Hans Del­brück, in Bd. 2, Ver­lag Stil­ke, Ber­lin, 1908, S. 352)

An die­ser Stel­le hier abschlie­ßend jedoch noch ein­mal Gnei­se­nau, zitiert aus einem Brief an die Gat­tin vom 18. Okto­ber 1813 aus Wet­ter­witz bei Leip­zig, des Mor­gens 5 Uhr:

»(…) Schon vor­ges­tern hat die Blü­cher­sche Armee aber­mals einen herr­li­chen Sieg erfoch­ten. ….. Die Tap­fer­keit der Trup­pen unter­stütz­te auf das herr­lichs­te unse­re Anord­nun­gen. Wir hat­ten uns in Batail­lons­mas­sen auf­ge­stellt. Das feind­li­che Geschütz wüte­te dar­in sehr. Unse­re Land­wehr­ba­tail­lo­ne taten herr­lich. Wenn eine feind­li­che Kugel 10 bis 15 Mann dar­nie­der­riß, rie­fen sie: Es lebe der König! und schlos­sen sich wie­der in den Lücken über die Getö­te­ten zusammen. (…)«
(Vergl. »Gnei­se­nau ein Leben in Brie­fen«, HG Karl Grie­wank, Ver­lag Köh­ler & Ame­lang, S. 260)
Gnei­se­nau klagt nicht, son­dern hebt das Ver­hei­ßungs­vol­le her­vor, wie sich das für einen erfolg­rei­chen Heer­füh­rer gehörte.
Wie­vie­le Juden an den Gefech­ten und Schlach­ten des Jah­res 1813 an den jewei­li­gen Orten teil­nah­men, wis­sen wir nicht. Über annä­hern­de Zah­len nach Fischer & Phil­ipp­son berich­te­ten wir wei­ter oben bereits. Da Clau­se­witz an der Schlacht bei Groß­gör­schen am 2. Mai teil­ge­nom­men hat­te, ist er viel­leicht auch jüdi­schen Sol­da­ten begeg­net, viel­leicht auch dem oben erwähn­ten Moritz Itzig, der spä­ter an sei­ner Ver­wun­dung starb. Wir wis­sen es nicht. Clau­se­witz schreibt unter dem 3. Mai, einen Tag nach der Schlacht, an Marie:

»(…) Lie­be Marie, ich bin ganz wohl, ob mir gleich ein klei­ner Fran­zo­se mit dem Bajo­nett hin­ter dem rech­ten Ohr geses­sen hat. Man hat sich wütend geschla­gen, und ich bin so recht mit­ten unter dem Fein­de gewe­sen. Da uns nicht ver­gönnt war, auf die Füh­rung des Gefech­tes einen bestimm­ten Ein­fluß zu üben, so blieb uns nichts übrig, als mit dem Säbel in der Faust zu wir­ken. Gene­ral Blü­cher hat eine Kon­tus­i­on, Gene­ral Scharn­horst einen Schuß ins Bein, doch nicht gefähr­lich; er ist aber zurück. (…)«
(Vergl. »Karl und Marie von Clau­se­witz« Ein Lebens­bild­nis in Brie­fen und Tage­blät­tern von Karl Lin­ne­bach, Ver­lag von M. Warneck, 1916, S. 331 bis 331)

Wei­ter schil­dert Clau­se­witz die Ver­lus­te unter den Offi­zie­ren, unter ande­rem den Tod des Prin­zen von Hessen-​Homburg (*1787; †2. Mai 1813 in Groß­gör­schen). Von den Taten ein­fa­cher Sol­da­ten, wie bei Gnei­se­nau, lei­der kein Wort.
Denk­mal für den Prin­zen von Hessen-​Homburg in Groß­gör­schen Quel­le: Wikipedia
Erst nach­dem Clau­se­witz nach dem Waf­fen­still­stand von Plä­witz Gene­ral­quar­tier­meis­ter in der »Deut­schen Legi­on« unter Graf Wall­mo­den wur­de, lesen wir in den Brie­fen an Marie Schil­de­run­gen ein­zel­ner Gefech­te, die detail­lier­ter auch auf das Betra­gen der ein­fa­chen Sol­da­ten ein­gin­gen. So z. B. wenig schmei­chel­haf­tes über die »Lüt­zower« und deren Steh­ver­mö­gen bei Wit­ten­burg unter dem 20. August.
(Vergl. »Karl und Marie von Clau­se­witz«, Ein Lebens­bild­nis in Brie­fen und Tage­blät­tern von Karl Lin­ne­bach, Ver­lag von M. Warneck, 1916, S. 347)*** Die »For­mul des Soldaten-Eides«: 
»(…) Ich N. N. schwö­re zu Gott dem All­wis­sen­den und All­mäch­ti­gen einen leib­li­chen Eid, daß Sei­ner Majes­tät dem Köni­ge von Preu­ßen, Fried­rich Wil­helm III. mei­nem aller­gnä­digs­ten Lan­des­her­ren, ich in allen und jeden Vor­fäl­len, zu Lan­de und zu Was­ser, zu Krieges- und Frie­dens­zei­ten, getreu und red­lich zu die­nen, ent­schlos­sen bin. Ich will die mir vor­ge­le­se­nen Krieges-​Artikel über­all befol­gen und mich in Aus­übung mei­ner sämt­li­chen Pflich­ten jeder­zeit so betra­gen, wie es einem ehr­lie­ben­den und unver­zag­ten Sol­da­ten eig­net und gebühret. (…)«
(Vergl. »Der Fah­nen­eid«, Die Geschich­te der Schwur­ver­pflich­tung im deut­schen Mili­tär, Sven Lan­ge, Edi­ti­on Tem­me, 2002, S. 47 bis 48)
In unse­rer wei­te­ren Betrach­tung wer­den wir jedoch noch auf wei­te­re Aspek­te – den Eid betref­fend – zurückkommen.