Anlage 1

Unmit­tel­ba­rer Bestand­teil der preu­ßi­schen Hee­res­re­form von 1807 bis 1814 war die Neu­fas­sung der Kriegs­ar­ti­kel. Der König von Preu­ßen hat­te ver­fügt, die bis dahin gül­ti­gen Arti­kel umzuarbeiten.

Die Kriegs­ar­ti­kel leg­ten in 57 Arti­keln die Pflich­ten und Rech­te der gemei­nen Sol­da­ten und Unter­of­fi­zie­re fest. Von beson­de­rer Bedeu­tung war der Arti­kel 1, wor­in ver­kün­det wurde:

»(…) Da künf­tig jeder Unterthan des Staa­tes ohne Unter­schied der Geburt, unter den noch näher zu bestim­men­den Zeit- und sons­ti­gen Ver­hält­nis­sen, zum Kriegs­dienst ver­pflich­tet wer­den soll, und hier­nach die Armee fast gänz­lich aus Ein­län­dern bestehen wird; (…)«

Hier spie­geln sich die Scharnhorst´schen Ent­wür­fe der Ver­fas­sun­gen der Reser­ve­ar­mee (1807) und der Pro­vin­zi­al­trup­pen (1808) wider, in denen der § 1 lautete:

»§ 1 Alle Bewoh­ner des Staa­tes sind gebo­re­ne Ver­tei­di­ger desselben«
(Nach 1812 waren hier auch die jüdi­schen Bür­ger Preu­ßens gemeint – Bemer­kung Autor)

Im Arti­kel 2 ver­si­chert der König von Preu­ßen allen Sol­da­ten, ohne Rück­sicht auf ihre Geburt, sei­ne Fürsorge.
Der Arti­kel 3 war eine der signi­fi­kan­tes­ten Ver­än­de­run­gen im preu­ßi­schen Heer seit F. II.

»(…) Es soll kein Sol­dat künf­tig durch Stock­schlä­ge betraft wer­den […] Eben so fällt die Stra­fe des Gas­sen­lau­fens gänz­lich weg. (…)«
(Vergl. »Ergän­zun­gen und Abän­de­run­gen der Preus­si­schen Gesetz-​Bücher«, Hg. Mann­kopff, Nauck, 1836, Bd. 4, S.606)

Trak­tiert wer­den in den nach­fol­gen­den Artikeln
I. Die Dienst­ver­bre­chen,
II. Die gemei­nen Verbrechen,
III. Die All­ge­mei­nen Strafbestimmungen.

Dazu wer­den die Ordi­na­ti­ons­re­geln zu Fra­gen der Unter­ord­nung, die Maß­re­ge­lun­gen für das Ver­hal­ten im Krieg, die Dienst­ab­läu­fe und Wachen, das Ver­hal­ten auf dem Marsch, im Biwak und in der Linie, die Fah­nen­flucht, die Maß­re­ge­lun­gen bei gemei­nen Ver­bre­chen, das Ver­hal­ten beim Got­tes­dienst, das Ver­hal­ten bei Schlä­ge­rei­en (Not­wehr & Tot­schlag), die Schän­dung der Frau, die Blut­schan­de und Sodo­mie, der Ehe­bruch, der Dieb­stahl, die Pass­fäl­schung, die Glücks­spie­le, die Brand­stif­tung und die zu erwar­ten­den Stra­fen erläu­tert. Für schwe­re Ver­ge­hen wur­de die Her­ab­set­zung im Dienst­ver­hält­nis, Fes­tungs­haft und auch das »Schwert« angedroht.

Die Arti­kel schlie­ßen ab mit der For­de­rung des Königs nach »gehö­ri­ger Bekannt­ma­chung« der­sel­ben sowie dem Text der For­mel des Soldateneides.